Ein Film über Nelson Mandela

Mit Konfirmanden im Kino

"Mandela. Der lange Weg zur Freiheit". So lautet der Titel eines Films, dessen deutsche Kinopremiere ich kürzlich mit meinen Konfirmanden erlebt habe. Dieser Film basiert auf der im Jahr 1994 erschienenen Autobiografie "Long Walk to Freedom" des südafrikanischen Freiheitskämpfers und späteren Präsidenten Nelson Mandela (1918-2013).

Der Film schildert Mandelas Kindheit in einem kleinen Dorf in der Provinz Ostkap, die Rituale seines Stammes, die seine Identität geprägt haben, seine Schulzeit und das anschließende Jurastudium, seine Tätigkeit als junger Rechtsanwalt in Johannesburg, sein Kampf gegen die Politik der Apartheit im Rahmen des verbotenen African National Congress (ANC), seine Verhaftung, die beiden Prozesse, seine fast drei Jahrzehnte dauernde Haftzeit, seine Gespräche mit den weißen Präsidenten Pieter Willem Botha und Frederik Willem de Klerk, seine Freilassung, die Wiederzulassung des ANC und seine Wahl zum ersten farbigen Präsidenten Südafrikas.

Was meine Konfirmanden und mich am meisten beeindruckt und zugleich irritiert hat, war die Darstellung des jungen Nelson Mandela, der für sein ganzes Volk Zeit hat - aber nicht für die eigene Familie. Während seine Frau Evelyn daheim die Kinder hütet, vergnügt er sich auswärts mit einer anderen Frau. Als seine Frau ihn zur Rede stellt, erhebt er sogar die Hand gegen sie. Auch sonst lässt er gerne die Fäuste sprechen und bejaht die Gewalt als Mittel zur Durchsetzung seiner politischen Ziele. Mandela trennt sich von Evelyn und heiratet Winnie, die seinen gewaltsamen Kampf gegen die weiße Regierung ausdrücklich unterstützt.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Der Film zeigt - zumindest in der Anfangsphase - einen Egozentriker und Fanatiker, der so gar nichts mit dem Friedensnobelpreisträger und Staatsmann späterer Jahre zu tun hat. Genau dieser Gegensatz macht den Film – aus meiner Sicht - so ehrlich und glaubwürdig.

Was hat Nelson Mandela so verändert? Darüber habe ich mit meinen Konfirmanden bei einer anschließenden Gesprächsrunde nachgedacht. Es sind ganz offensichtlich die 28 Jahre, die er im Gefängnis verbracht hat. 18 Jahre davon verbringt Mandela als Gefangener Nr. 46664 auf der Insel Robben Island, die vor Kapstadt im Atlantik liegt. Die Bedingungen der Haft werden nur angedeutet: Demütigungen, Schläge und Willkür. Steine klopfen an heißen Tagen. Kalte Nächte in kurzen Hosen. Mandela kämpft lange dafür, dass er und seine Mitgefangenen lange Hosen bekommen – und setzt sich schließlich durch. Der eigentliche Kampf findet jedoch in seinem Herzen statt.

Bei seiner Entlassung am 11. Februar 1990 ist Nelson Mandela ein geläuterter Mann. Er hält eine Rede vor 120.000 Menschen im Stadion von Soweto und ruft – zur allgemeinen Überraschung – nicht zur Rache, sondern zur Versöhnung auf. Seine Frau Winnie versteht die Welt nicht mehr. Sie will den Kampf fortsetzen. An diesem Dissens zerbricht Mandelas zweite Ehe. Auch an diesem Punkt ist der Film erschreckend ehrlich.

Doch Nelson Mandela lässt sich nicht beirren. Auch als Präsident setzt er sich - ohne erkennbare Bitterkeit, dafür aber mit unerbittlicher Güte - für Frieden und Freiheit ein. Damit ebnet er seinem Heimatland den Weg in eine friedliche Zukunft und wird so zu einem politischen und moralischen Vorbild für die ganze Welt. Der Film endet mit Mandelas persönlichem Credo: "Der Mensch lernt zu hassen. Er kann lernen zu lieben. Denn Liebe entspricht der Natur des Menschen sehr viel mehr".

Niko Natzschka

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