Maria Knotenlöserin

Das Gnadenbild von Augsburg

Der „Gordische Knoten“ steht in der antiken Sage für ein kaum lösbares Problem. Der phrygische König Gordios verband mit diesem Knoten die Deichsel seines Streitwagens nahezu untrennbar mit einem Zugjoch. Zugleich prophezeihte er, dass der, der diesen Knoten lösen könne, die Herrschaft über sein Reich erlangen würde. Der makedonische König Alexander der Große war es, der im Jahr 333 v.Chr. den Gordischen Knoten mit seinem Schwert zerschlug und damit seinen Siegeszug in Richtung Asien einleitete.

Dass ein Knoten nicht nur mit Gewalt, sondern auch mit Einfühlungsvermögen gelöst werden kann, zeigt ein Gnadenbild, das in der katholischen Wallfahrtskirche St. Peter am Perlach in Augsburg zu sehen ist. Das Bild „Maria Knotenlöserin“ wurde im Jahr 1687 von dem schwäbischen Kirchenmaler Johann Georg Melchior Schmidtner geschaffen. Auftraggeber war der Augsburger Patrizier Hieronymus Langenmantel, der damit an seine Großeltern erinnern wollte, deren drohende Scheidung dadurch verhindert werden konnte, dass ein Jesuit im Gebet die Mutter Jesu anflehte, sie möge „den ehelichen Knoten“ lösen.

Drei Jahrhunderte später entdeckte ein argentinischer Jesuit während seines Deutschlandaufenthalts auf einer Postkarte dieses Motiv. Auch wenn Jorge Mario Bergoglio selbst nie in Augsburg war, erhob er die „Maria vom Knoten“ doch zu einem seiner Lieblingsbilder. Als er im Jahr 2013 zum Papst gewählt wurde, ließ er ein Duplikat des Augsburger Gemäldes anfertigen und im vatikanischen Gästehaus Santa Maria aufhängen. Im Angesicht der „Knotenmadonna“ empfängt Franziskus bis heute Gäste aus der ganzen Welt und versucht dabei auch, den Gordischen Knoten der Neuzeit zu lösen: den Nahostkonflikt.

Niko Natzschka

 


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