Ein kleiner Schritt

40 Jahre Mondlandung

Kaum ein Datum aus meiner Kindheit hat sich so tief in mein Bewusstsein eingeprägt wie der 21. Juli 1969. Mitten in der Nacht saßen mein Vater und ich in einem unterfränkischen Dorf vor einem kleinen Schwarzweißfernseher und sahen, wie der amerikanische Astronaut Neil Armstrong – im Rahmen der Apollo-11-Mission - um 3.56 MEZ als erster Mensch den Mond betrat. Seine Worte waren wohl nicht ganz so spontan, wie sie damals wirkten: "Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit". Gleichwohl war ich ergriffen von der Bedeutung des Augenblicks und dachte mir: "Bald wird alles möglich sein - Ferien auf dem Mond, Ausflüge zum Mars, per Anhalter durch die Galaxis".

Nichts von alledem wurde wahr. Denn Neil Armstrong und seine 11 Kollegen, die bis 1972 ebenfalls den Mond betraten, brachten nur – mehr oder weniger – wertlose Gesteinsbrocken auf die Erde mit. Schon bald erlosch das öffentliche Interesse an dem Apollo-Programm. Es flackerte nur noch einmal kurz auf, als Apollo 13 nach der Explosion eines Sauerstofftanks nur knapp einer Katastrophe entging. Doch nach Apollo 17 ist kein Mensch mehr in die Tiefen des Weltalls vorgestoßen.

Noch schwerer als der Flug zum Mond war für manche Astronauten die Rückkehr auf die Erde: Buzz Aldrin (Apollo 11), der ewige Zweite, kämpfte – zuletzt erfolgreich – gegen Depressionen und Alkoholismus, Alan Bean (Apollo 12) verabschiedete sich von der Wissenschaft und widmete sich nur noch der Mondmalerei, Ed Mitchell (Apollo 14) gründete ein Esoterik-Institut, James Irwin (Apollo 15) und Charles Duke (Apollo 16) wurden Prediger und Missionare.

Die Mondlandung gehört für mich bis heute zu den herausragenden Leistungen der Wissenschaft. Aber sie hat die Menschheit – meines Erachtens - der Antwort auf folgende Fragen keinen Schritt nähergebracht: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und warum sind wir überhaupt da? Schon der deutsche Dichter Matthias Claudius beschreibt in seinem "Abendlied" (1771) die Grenzen der menschlichen Erkenntnis: "Seht ihr den Mond dort stehen? / Er ist nur halb zu sehen / und ist doch rund und schön! / So sind wohl manche Sachen, / die wir getrost belachen, / weil unsre Augen sie nicht sehn".


 

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