Auf dem Jakobsweg

Der Weg ist das Ziel

Wandern ist in. Wandern auf dem Jakobsweg noch viel mehr. Nicht zuletzt der Kabarettist Hape Kerkeling hat mit seinem Buch "Ich bin dann mal weg" in unserem Land einen wahren Pilgerboom ausgelöst. So kommt die Tragikomödie "Saint Jacques ... Pilgern auf Französisch" gerade zur rechten Zeit in die deutschen Kinos. In diesem Film schickt die Regisseurin Coline Serreau drei sehr verschiedene Geschwister auf den Weg zu dem spanischen Wallfahrtsort. Der gestresste Geschäftsmann Pierre, der arbeitslose Alkoholiker Claude und die frustrierte Lehrerin Clara sind untereinander hoffnungslos zerstritten. Was die drei Geschwister zusammenführt, ist nicht die Sehnsucht nach spiritueller Erleuchtung, sondern die Aussicht auf das Erbe ihrer verstorbenen Mutter. Denn eine Klausel im Testament sieht vor, dass das Vermögen nur ausbezahlt wird, wenn die drei Kinder zuvor gemeinsam nach Santiago de Compostela gepilgert sind.

Die Reisegruppe wird ergänzt durch den jungen Araber Said und seinen naiven Cousin Ramzi, der glaubt, nach "Santiago de Mekka" zu wandern, die beiden Freundinnen Camille und Elsa, die kranke Mathilde und den ihr zugetanen Reiseleiter Guy. Der wochenlange Marsch durch Südfrankreich und Nordspanien ist so anstrengend, dass die Teilnehmer ihre vollgepackten Rucksäcke heimlich am Straßenrand entleeren. Auch die Nächte bieten kaum Erholung: In surrealen Traumsequenzen werden die Wanderer ständig mit ihren eigenen Ängsten und Sehnsüchten konfrontiert. Getreu dem Motto "Der Weg ist das Ziel" müssen die neun Personen zahlreiche Abenteuer bestehen, bis sie gemeinsam in der Kathedrale von Santiago das "Te Deum" singen können. Schließlich kehren die drei Geschwister in das Haus ihrer Kindheit zurück. In einem Fenster scheint hinter dem Vorhang die Mutter zu stehen. Sie lächelt.

Auch wenn dieses harmonische Ende nicht jeden Zuschauer überzeugen wird: Mich hat dieser Film dazu angeregt, eine Kirchenvorstandssitzung einmal ganz anders zu gestalten - nicht als Treffen mit Protokoll und Tagesordnung, sondern als Wanderung, auf der alle anstehenden Fragen mit wechselnden Partnern besprochen werden können. An diesem Wochenende sind wir gemeinsam in den bayerischen Alpen unterwegs. Mal sehen, was dabei herauskommt.


 

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