Nachgedacht

Ihr seid ein Brief Christi

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung. Da kaufe ich in der benachbarten Bäckerei die Brötchen und hole die Zeitung aus dem Briefkasten. Während meine Frau den Frühstückstisch deckt, leere ich noch schnell die "Mail-Box", meinen elektronischen Briefkasten, der an diesem Morgen folgende Nachrichten enthält: eine Rückmeldung auf meine letzte Predigt, eine Anmeldung zum Gemeindemittagessen, eine Anfrage für ein Konzert, eine Geburtsanzeige und ein paar interaktive Osterhasen, die sich exponentiell auf meinem Bildschirm ausbreiten. Nach dem Frühstück muß ich zunächst die Hasen verscheuchen und dann die E-mails beantworten. Schließlich bleibt noch ein wenig Zeit, um im Internet zu surfen.

Mein Ausgangspunkt ist dabei die Homepage der Martin-Luther-Kirche, ein elektronischer Schaukasten, der die Gemeindearbeit darstellt und zugleich die Verbindung zur Außenwelt herstellt. Diese Homepage enthält zahlreiche "Links", das sind Querverweise, die den Surfer jeweils auf eine andere Ebene befördern. Der erste Link führt mich an diesem Morgen zu www.bayern-evangelisch.de. Da kann ich den neuesten Stand der Ermittlungen zum Finanzskandal der bayerischen Landeskirche abrufen. Über den Link "Kirchengemeinden in Bayern" kehre ich zurück nach Würzburg zur Versbacher Gemeinde www.hoffnungskirche.de, die ihren vorbildlichen Kindergarten präsentiert: Igel, Maus und Bär grüßen aus der "Villa Wichtel"! Von Versbach aus fahre ich in die Innenstadt zu www.wuerzburg.de, wo gerade einige Karten für den Film "Marlene" verlost werden. Ein weiterer Link führt mich zu www.bistum-wuerzburg.de. Dort kann ich die letzten Predigten von Bischof Paul-Werner Scheele nachlesen und, wenn ich will, bei der Internet-Seelsorge mein Herz ausschütten. Schade ist nur, dass die Homepage des Bistums ein wenig unsortiert wirkt: Da steht die Meldung von der Rücknahme einer bereits ausgesprochenen Kündigung unmittelbar neben einem Faschingsscherz. Trotzdem halte ich die Präsentation der katholischen Kirche im Internet für vorbildlich. Auch die evangelische Kirche könnte sich daran ein Beispiel nehmen.

Ob Menschen auch in Zukunft zu einem lebendigen Glauben an Gott kommen, hängt mehr denn je von der öffentlichen Präsentation der Kirche ab. Schon der Apostel Paulus schreibt an die Korinther: "Ihr seid ein Brief Christi". Heute würde er vielleicht sagen: "Ihr seid ein E-mail Jesu - mit einem Link zum lieben Gott".


 

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