Danke für diesen guten Morgen

Vom Wandel der Jugendkultur

"Generation Golf", so lautet der Titel eines neuerschienenen Buches von Florian Illies. Der Redakteur der Frankfurter Allgemeinen beschreibt darin das Lebensgefühl einer Generation, die mit dem Golf groß geworden ist. Wenn man seiner "Inspektion" glauben darf, ernährte sich die Jugend der achtziger Jahre vor allem von Cola, Ketchup und Nutella, las die Zeitschriften Bravo, Girl und Rocky und kannte keinen Kanzler außer Helmut Kohl.

Auch ich gehöre zu der Generation, die noch mit Isomatte und Schlafsack ins Zeltlager gefahren ist. Jeden Abend saß ich am Lagerfeuer und sang mit meinen Freunden "Danke für diesen guten Morgen". Auch die Lieder "Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer" und "Ins Wasser fällt ein Stein" gehörten zu unserem ständigen Repertoire. Im Gepäck hatten wir neben der Senfkornbibel immer auch das grüne Liederbuch der Würzburger Teestube mit den lustigen Schnabelmännchen von Tiki Küstenmacher.

Die Teestube war damals ein Mittelpunkt der Würzburger Jugendkultur. Viele junge Leute trafen sich im "Haus mit der Sonne" am Friedrich-Ebert-Ring. Sie saßen auf den Papphockern vom Kirchentag, tranken Tee zu fair gehandelten Preisen und hörten die Musik von Peter Janssens und Siegfried Fietz. Nicht mehr das Kirchenschiff, sondern der Partykeller war zu dieser Zeit der wichtigste Ort der religiösen Erfahrung.

Doch das "House of the rising sun" am Friedrich-Ebert-Ring ist längst zu einem "Haus der untergehenden Sonne" geworden. Der Niedergang der kirchlichen Jugendarbeit in Würzburg und anderswo hat offenbar mit einem Wandel der Jugendkultur zu tun, den die Kirche nicht mitvollzogen hat.

Aus dem Milchkaffee wurde die Latte Macchiato. Aus Raider wurde Twix. Aber bei der Kirche änderte sich nix. Meiner Meinung nach ist es jetzt an der Zeit, die kirchliche Jugendarbeit wieder aus dem Partykeller herauszuholen. Wo diese Arbeit künftig stattfinden wird, entscheidet die Jugend von heute selbst.