Last Minute

Der Glaube hört niemals auf

"Last Minute", so lautet das Zauberwort, das allen, die jetzt noch nicht gebucht haben, einen billigen Urlaub verheißt. Vorbei ist die Zeit, als ich im Flieger erfahren musste, dass der Herr neben mir für die gleiche Reise nur den halben Preis gezahlt hatte. Heute buche ich selbst buchstäblich in der letzten Minute. Dabei bin ich sehr vorsichtig, denn nicht jedes Schnäppchen hält, was es verspricht. Manchmal ist "Last Minute" sogar teurer als "Just in time". Als echter Spätbucher entscheide ich mich erst am Flughafen, ob ich nach Island fliegen will oder nach Mallorca. Dementsprechend habe ich sowohl den Pullover als auch die Badehose im Gepäck.

"Last Minute", dieses Angebot gibt es schon in der Bibel. Der Profet Ezechiel weist darauf hin, dass Gott einen Menschen nicht nach seinem mehr oder weniger frommen Lebenswandel beurteilt, sondern nach der Entscheidung, die er zuletzt getroffen hat: "Wenn ein Gerechter Böses tut, so wird's ihm nichts nützen, dass er zuvor gerecht gewesen ist. Wenn ein Gottloser sich bekehrt, so wird's ihm nicht schaden, dass er zuvor gottlos gewesen ist".

Der Evangelist Lukas berichtet von einem Mann, der mit Jesus gekreuzigt wird und wegen seiner dunklen Vergangenheit nur "der Schächer" genannt wird. Dieser Mann wendet sich am Ende seines Lebens an Jesus und sagt: "Herr, denke an mich, wenn du in dein Reich kommst". Und Jesus antwortet ihm: "Wahrlich, heute noch wirst du mit mir im Paradies sein".

Mich tröstet dieser Satz, weil ich weiß, dass jeder Mensch, ganz gleich was er angestellt hat, bis zur letzten Minute umkehren und sein Leben in Ordnung bringen kann. Auch wenn immer weniger Gläubige in den Gottesdienst kommen und immer mehr aus der Kirche austreten, glaube ich doch, dass es immer wieder Spätbucher geben wird, die sich in letzter Minute für die Reise zum Himmel entscheiden werden. Martin Luther sagt einmal: "Der Glaube hört niemals auf. Stirbt er in Petrus, so lebt er im Schächer".