Melodie des Lebens

Der Kanon von Pachelbel

Der "Kanon in D-Dur" für drei Violinen und Basso Continuo ist das bekannteste Werk des Nürnberger Komponisten Johann Pachelbel (1653-1706), dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 300. Mal jährt. Die Grundlage für dieses um 1680 entstandene Musikstück ist eine Folge von acht Akkorden, die 28 Mal wiederholt wird: D-Dur, A-Dur, h-moll, fis-moll, G-Dur, D-Dur, e-Moll, A-Dur.

Trotz dieser beachtlichen Redundanz wirkt der Kanon von Pachelbel keineswegs langweilig. Denn jede Wiederholung unterscheidet sich von der vorhergehenden und bleibt zugleich auf das Grundthema, das Ostinato, bezogen.

Welche Bedeutung dieses barocke Werk für den modernen Menschen hat, lässt sich an den zahlreichen Adaptionen in der Popmusik erkennen. Nur einige wenige Beispiele sollen hier genannt werden: "I Should Be So Lucky" (1988) von Kylie Minogue, "All Together Now" (1991) von The Farm, "Go West" (1993) von den Pet Shop Boys, "Basket Case" (1994) von Green Day, "C U When U Get There" (1997) von Coolio, "Can’t Stop Loving You" (2002) von Phil Collins, "Everytime" (2003) von Britney Spears und "Die Eine 2005" von Die Firma.

Ich habe mich schon oft gefragt, warum der Kanon von Pachelbel häufiger gecovert wird als jedes andere musikalische Werk. Vielleicht erkennt der moderne Mensch in diesem Barockstück seine Lebensmelodie, die aus folgenden Akkorden besteht: Schlafen und Aufstehen, Essen und Trinken, Arbeiten und Ausruhen, Lieben und Leiden.

Auch wenn sich diese Akkorde ständig wiederholen, empfinde ich mein Leben nicht als langweilig. Denn keine Wiederholung gleicht der anderen. Beinahe täglich passiert soviel Neues, Überraschendes, dass mir angst und bange werden könnte, gäbe es da nicht das große Ostinato meines Lebens: die Gewissheit, dass Gott mich liebt.


 

 

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