Mitten am Rand

Die Kirche in der Gesellschaft

"Zeigen Sie mir Ihr Wohnzimmer - und ich sage Ihnen, woran Sie glauben". Diese These steht im Mittelpunkt einer soziologischen Studie, die sich mit den sog. Sinus-Milieus beschäftigt. Die Sinus-Studie beschreibt den Zusammenhang zwischen der Alltagsästhetik eines Menschen und seiner Werteorientierung.

Demnach gibt es in unserem Land zehn verschiedene Milieus: 1. Traditionsverwurzelte, 2. Konservative, 3. DDR-Nostalgiker, 4. Etablierte, 5. die Bürgerliche Mitte, 6. Konsummaterialisten, 7. Postmaterielle, 8. Moderne Performer, 9. Hedonisten und 10. Experimentalisten. Diese zehn Milieus werden in einem Diagramm dargestellt, dessen senkrechte Achse den Bildungsstand bzw. den Lebensstandard darstellt und dessen waagrechte Achse die Bereitschaft zu Veränderung.

Die Vertreter dieser Milieus unterscheiden sich nicht nur im Blick auf ihre Wohnzimmergestaltung, sondern auch in Bezug auf ihre Ernährung, ihren Musikgeschmack, ihre Urlaubsziele, ihre politische Einstellung und ihre kirchliche Beteiligung.

Die Bürgerliche Mitte ernährt sich – wie der Name schon sagt – gutbürgerlich, die Konsummaterialisten essen gerne Fastfood und die Experimentalisten lieben die Nouvelle Cuisine. Die Traditionsverwurzelten hören am liebsten Volksmusik, die Etablierten gehen zu den Mozart-Festspielen und die modernen Performer besuchen das Africa Festival. Die Konservativen erholen sich in Südtirol, die DDR-Nostalgiker fahren nach Rügen und die Hedonisten trampen nach Marrakesch. Eine besondere Rolle spielen die Postmateriellen: Sie bleiben im Urlaub zu Hause, machen selbst Musik und ernähren sich von Vollwertkost.

Ein - aus meiner Sicht - überraschendes und zugleich erschreckendes Ergebnis der Sinus-Studie ist, dass die Kirche nur in drei der zehn Milieus verankert ist: bei den Traditionsverwurzelten, den Konservativen und in der Bürgerlichen Mitte. Mit anderen Worten: Die Kirche erreicht fast nur ältere Menschen mit einer konservativen politischen Einstellung und einer geringen Bereitschaft zur Veränderung.

Doch es gibt auch Zeichen der Hoffnung: In Nürnberg hat sich im vergangenen Jahr eine evangelische Jugendkirche gebildet. Die Gründung einer katholischen Jugendkirche in Aschaffenburg steht unmittelbar bevor.


 

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