Der Rosenmontag in Köln

Ausdruck purer Lebensfreude

"Am Rosenmontag bin ich geboren, am Rosenmontag in Mainz am Rhein". Diese gesungene Geburtsurkunde von Margit Sponheimer lässt erahnen, welche Bedeutung der heutige Tag im Rheinland hat. Der Rosenmontag ist der 48. Tag vor dem Osterfest, das am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert wird. Das heißt im Klartext: Der frühestmögliche Termin für den Rosenmontag ist der 2. Februar, der spätestmögliche der 8. März. Im letzten Jahr hatte Margit Sponheimer Glück: Der Rosenmontag fiel auf den 7. Februar, ihren Geburtstag.

In diesem Jahr fällt der Rosenmontag auf den 27. Februar. In Mainz, Köln und Düsseldorf finden heute Karnevalsumzüge statt, die aus Musikkapellen, Tanzgruppen und sogenannten Motivwagen bestehen. Die Motivwagen stellen Ereignisse des vergangenen Jahres in liebevoll-heiterer, aber auch bissig-ironischer Form dar. Da erscheint zum Beispiel das Dreigestirn des Kölner Karnevals als Sinnbild für die Große Koalition: Franz Müntefering als Prinz, Edmund Stoiber als Bauer und Angela Merkel als Jungfrau.

Das größte Aufgebot an Motivwagen außerhalb des Rheinlandes ist bereits am gestrigen Faschingssonntag durch Würzburg gerollt. Denn der Rosenmontag ist in Würzburg - im Gegensatz zu den rheinischen Karnevalshochburgen - kein Feiertag. Doch auch in Mainfranken wird keine Trübsal geblasen. Denn großzügige Arbeitgeber - wie die Kirche - geben den Faschingsdienstag mindestens zur Hälfte frei. Darum nutzen feierfreudige Arbeitnehmer - wie ich - den heutigen Brückentag zu einem Ausflug nach Köln.

Natürlich habe ich einen "Büggel" (kölsch Beutel) dabei, um möglichst viele "Kamelle" (Süßigkeiten) aufzufangen. Beim Kölner Rosenmontagsumzug werden Süßigkeiten mit einem Gesamtgewicht von 140 Tonnen verteilt, darunter 700.000 Tafeln Schokolade und 220.000 Schachteln Pralinen. Dazu kommen dann noch 300.000 "Strüßjer" (Sträußchen), ein paar tausend Stoffpuppen und weitere kleine Präsente.
Nur ein Karnevalsmuffel wird diesen Aufwand für Verschwendung halten. Für Jecken wie mich ist der Kölner Karneval Ausdruck purer Lebensfreude. Ich denke dabei an einem Baum im Frühling, dessen Blüten Millionen von Pollen ausschütten, obwohl nur ein paar hundert Pollen notwendig sind, um neue Früchte hervorzubringen. Die Natur ist verschwenderisch! Warum sollten wir es nicht sein? Zumindest einmal im Jahr.


 

 

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