Von Würzburg nach München

Friedrich Immanuel Niethammer

Am 31. Oktober 2008 beginnt die einjährige Feier zum 200-jährigen Bestehen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Das ist auch für die Protestanten in Mainfranken ein Grund zur Freude und zur Dankbarkeit. Denn die Wurzeln der bayerischen Landeskirche liegen nicht, wie vielfach angenommen, in München sondern in Würzburg. Eine kühne Behauptung? Keineswegs! Denn sowohl die Entstehung der evangelischen Gemeinde in Würzburg als auch der "Protestantischen Gesamtgemeinde" in München sind untrennbar verbunden mit dem Namen Friedrich Immanuel Niethammer (1766-1848).

Der württembergische Pfarrerssohn Niethammer studierte in Tübingen Theologie und lernte dort Hölderlin, Hegel und Schelling kennen. Er wechselte im Jahr 1790 nach Jena, studierte die Philosophie Kants und traf dort Schiller und Goethe. Mit Johann Gottlieb Fichte gab er das "Philosophische Journal" heraus und wurde dadurch 1798 in den sog. Atheismusstreit verwickelt.

Im Jahr 1803 änderten sich die politischen Verhältnisse Europas unter dem Druck Napoleons grundlegend. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von Regensburg verlor Bayern zwar seine Gebiete links des Rheins, wurde aber durch das Bistum Würzburg und die protestantischen Kernlande in Mittel- und Oberfranken fürstlich entschädigt. Der bayerische Kurfürst Maximilian IV. Joseph erließ - unter dem Einfluss seines aufgeklärten Ministers Montgelas – am 10. Januar 1803 ein Toleranzedikt, das alle katholischen, lutherischen und reformierten Bürger seines neuformierten Staates rechtlich gleichstellte.

In Folge dieses Edikts wurde Friedrich Immanuel Niethammer im Jahr 1804 als Professor für Sittenlehre und Religionsphilosophie an die neugegründete ökumenische Fakultät der Universität Würzburg berufen. Niethammer war zugleich Oberpfarrer der gerade entstandenen evangelischen Gemeinde, die in der Kirche des 1803 säkularisierten Benediktinerklosters St. Stephan ihre Heimat gefunden hatte. An Niethammers Seite stand der reformierte Feldprediger Carl Heinrich Fuchs, der nicht nur der 2. Pfarrer von St. Stephan war, sondern auch an der Universität das Fach Homiletik lehrte.

Doch die politische Entwicklung bereitete dem konfessionellen Frühling schon bald ein Ende. Durch den Frieden von Pressburg musste Bayern das ehemalige Bistum Würzburg – zumindest vorübergehend - an das neu entstandene Großherzogtum Würzburg-Toskana (1806-1914) abtreten. Unter dem Einfluss von Weihbischof Zirkel betrieb Großherzog Ferdinand die Rekatholisierung der Stadt Würzburg und veranlasste u.a. die Schließung der ökumenischen Fakultät.

Während Fuchs nach Bamberg wechselte, wurde Niethammer ins 1808 gegründete Generalkonsistorium nach München berufen. Dieses Konsistorium war bis 1918 eine Abteilung des bayerischen Innenministeriums und gilt als geschichtlicher Vorläufer des heutigen Landeskirchenrats. Und die von Niethammer verfasste und am 8. September 1809 veröffentlichte Konsistorialordnung gilt als Gründungsurkunde der bayerischen Landeskirche.


 

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